Erfolgreich mit Boutique Studio

26/09/2017 12:06 PM

Was ist ein Boutique Studio und wie werde ich damit erfolgreich? Ein Artikel von Marc Rohde von Elbsprint 

Was ist ein Boutique Studio eigentlich? Und warum sind sie so erfolgreich? Auf jeden Fall sind es keine „eierlegende Wollmilchsau“-Tempel. Was sie in Boutique Gyms/Studios wahrscheinlich nicht finden werden:

  • 5 Kursräume
  • Schwimmbad
  • klassische Cardio- und Kraftgeräte
  • Yogamatten
  • Kletterwände
  • Wellnessbereich
  • klassischer Kurzhantelbereich
  • Squash- und Badmintoncourt
  • Restaurant und Loungebereich

Boutique Studios sind genau das Gegenteil: absolute Profis in ein, maximal zwei Spezialbereichen.

Konzepte wie zum Beispiel Crossfit, SoulCycle, CrossFit, Barrys Bootcamp, Orange Theory und Touchstone Climbing haben sich international einen Namen gemacht.

Der europäische Markt ist geprägt von Boutique Studios wie Urban Heros, Bodystreet, 25 Minutes, Mrs.Sporty, Calorie Coach und PT-Lounges oder Crossfit Boxen. Eines haben alle gemeinsam: Sie sind Spezialisten mit einer Gesamtfläche zwischen 100 und 300 Quadratmetern. Sie alle haben einen extrem hohen Community-Charakter und hohe Erfolgsquoten. Microstudios – wie Boutique Studios auch genannt werden sind deutlich exklusiver als „normale“ Fitnessclubs und zeichnen sich durch ihre Serviceleistungen aus.

Was ist ein Boutique Studio und wie werde ich damit erfolgreich?

Boutique Studios sind zwar klein, ein entscheidender Pluspunkt ist jedoch der Faktor Persönlichkeit. Die Kurse sind nicht so voll wie in anderen Studios. Dies ermöglicht den Trainern und auch den Kunden, sich untereinander besser kennenzulernen. Dadurch entstehen intensivere Kontakte, die Trainer erfahren mehr über die Bedürfnisse des Kunden und können so eine präzisere Trainingssteuerung durchführen. Kundenbedürfnisse werden früher erkannt und individuelle Vorlieben und Ziele können leichter umgesetzt werden. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Betreuungsqualität steigt – und das in jeder Trainingseinheit. Aufgrund dieser intensiveren und persönlicheren Betreuung sind Boutique Studios, verglichen mit normaleClubs, wesentlich teurer.

Crossfit

Spezialisierung ist unerlässlich

Die Spezialisten auf ihrem Gebiet! Zumeist sind die Trainer fest angestellt und in ihrem Fachbereich überdurchschnittlich aus- und weitergebildet. Durch die Spezialisierung unterscheiden sich die Angebote und Workouts der jeweiligen Anbieter extrem. Das Portfolio reicht von Dance-Classes, Spinning, Kickboxing, MMA oder Yoga und EMS bis hin zu Functional Training. Kunden, die gerne mehrere Inhalte zur Auswahl haben, müssten mehrere Boutique Gyms besuchen – ein Vorteil für Betreiber, denn hier liegt die Chance, zusätzliche Gewinne zu generieren!

Zusätzliche Services

Neben dem Training sorgen viele Boutique Studios mit ungewöhnlichen Services für einen bisher so nicht gekannten Mehrwert. Viele Kurse beispielsweise beginnen schon um 6 Uhr morgens. Ein kostenloser Handtuchservice gehört oft ebenso dazu wie das „Graband- Go-Lunch“, sodass sich die Mitglieder um die Nahrungsaufnahme nach dem Training keine Sorgen machen müssen. Oder wie wäre es mit einer Einheit Business-Coaching oder einer Sitzung mit einem Motivationstrainer? Diese Services werden teilweise genauso angeboten wie das Hemdenbügeln. Natürlich sind viele dieser exklusiven Services nur gegen Aufpreis erhältlich, sodass der Monatsbeitrag schnell über den eines klassischen Premiumclubs ansteigt.

Boutique Studios sind trendy.

Sie sind vergleichbar mit der Geschäftsidee von Modeboutiquen; die Ausrichtung ist ebenfalls stark an der aktuellen Mode orientiert. Nur dass die „Mode“ in diesem Fall eben die sportlichen Trends sind. Wie das Vorbild der Modeboutiquen, sind die Studios klein und individuell. Veränderungen des Marktes und Anpassungen können aufgrund der Größe schnell umgesetzt werden. Ein kleines Team gewährleistet hohe Authentizität und Identifizierung. Der Chef lebt seine Überzeugung und wirkt extrem authentisch auf die Mitglieder, weil er selbst häufig vor Ort ist. Apropos Mode:

Community ist King

Kundenbindung im Studio

Um beim Thema Mode zu bleiben: Mode gibt einem das Gefühl von Gruppenzugehörigkeit. Wir bekennen uns also damit zu bestimmten sozialen Gruppen. In der immer größer werdenden Anonymität des Alltags hilft es uns auch bei der Orientierung und Ausrichtung unserer Werte und Ziele. Beispiel Crossfif: Neben der Tatsache, dass die Clubs dort „Boxen“ heißen und einige Workouts Frauennamen haben, gibt es noch einige andere Dinge, die nur durch die Community stark geworden sind. Männer tragen dort häufig „Kniestrümpfe“, alle wollen „Gymnastics“ machen und „Mobility“ ist auf einmal cool. Es gibt spezielle Schuhe für unterschiedliche Trainings, eigene Kollektionen und extrem viele Gadgets um diesen Sport herum –  weltweit. Um den Namen „Crossfit“ verwenden zu dürfen, zahlen Betreiber mehrere Tausend Dollar pro Jahr und bekommen eine weltweite Community quasi gratis. Anzahl der Crosfit Boxen: 18 im Jahr 2005, 1.700 im Jahr 2010, ca 14.000 Stück 2017.

Was steckt noch dahinter?

Durch eigens gebrandete Kleidung und Marken von und für die Mitglieder von Boutique Studio wird die Mitgliedschaft zu einer Art Statussymbol für einen gesunden Lifestyle. Die anderen Mitglieder avancieren zu Freunden und der Weg zum Training wird ein wie „nach Hause gehen“. Dafür sind die Mitglieder bereit 15 bis 50 Euro pro Trainingseinheit zu zahlen.

Was machen Boutique Studio anders?

Jeder Betreiber eines Fitnessclubs oder eines Boutique Studio hat eine präzise Vorstellung davon, wie er sein Unternehmen gestalten will. Um mehr Klarheit zu bekommen, lohnt es sich, die momentane Marktsituation in Deutschland (pro Monat) anzuschauen:

  • 4,90–19,99 Euro,  Discountstudios
  • 20–34,99 Euro, untere Preissegment
  • 30–49,90 Euro, Mid Sector
  • 50–99 Euro, Premiumstudios
  • > 100 Euro, Platinumclubs

Laut bisherigen Marktanalysen kann man sagen, dass das klassische Boutique Studio weder zum niedrigen noch zum mittleren Preissegment passt. Im deutschen Markt sind Boutique Studios im Umfeld der Premium und Platinumclubs angesiedelt. Die alles entscheidende Frage ist: Warum haben Boutique Studios – mit ihrem überschaubarem Angebot und obwohl sie mitunter 10- bis 20-mal weniger Platz als klassische Fitnessanlagen haben – Erfolg? Die folgenden Punkte zeigen, warum.

 

Boutique Studios haben folgende Ansprüche:

  • jedes einzelne Training zu einem Erlebnis zu machen.
  • aus einzelnen Teilnehmern eine Community zu kreieren.
  • aus jedem Sportler stets das Beste rauszuholen.
  • die Trainer ständig fortzubilden und Neues zu lernen.

Anhand der Fakten lässt sich nicht wirklich herausfinden, warum diese Boutique Studios so erfolgreich sind. Ich glaube, die Fitnessindustrie muss anfangen, die Sache von einem anderen Blickwinkel aus zu betrachten.

Boutique Gyms und die strategische Ausrichtung DSSV

Boutique Gyms und die strategische Ausrichtung DSSV

Die Abbildung verdeutlicht, wie die strategische Ausrichtung zwischen klassischen Studios und Boutique Studio im direkten Vergleich aussieht (blau = Boutique Studios, orange = klassische Studios)

 

Was sind die wirklich entscheidenden Erfolgsfaktoren? Was reizt ein Mitglied wirklich? (Post Workout Cognition)

 

Seit vielen Jahren liegt der Fokus extrem auf den Workout-Inhalten, neuen Herangehensweisen, neuen Technologien, neuen Maschinen, Elektronik und Apps. Die Wahrheit dürfte aber in Anbetracht der erfolgreichen Zahlen der Boutique Studios eine andere sein. Vielleicht kommt es gar nicht ausschließlich auf das Erlebnis während der Workouts an sondern auch auf die Momente dazwischen – die Zeit zwischen den Trainingseinheiten. Die Frage ist also, welche Faktoren dafür verantwortlich sind, das wir nach einem Training wieder vom Sofa aufstehen, um die nächste Einheit anzugehen.

 

Was spüre, fühle, denke ich über das letztes Trainingserlebnis?

Je wertvoller das Mitglied die gemachten Erfahrungen einschätzt, umso wahrscheinlicher ist es, dass es dieses Erlebnis wiederholen möchte. Trainer die von Mitgliedern nach der Trainingseinheit folgende Aussagen hören, sind auf dem richtigen Weg:

  • „Wow, das war anders …!“
  • „Die Einheit war super, wann können wir das nächste Mal trainieren?“
  • „Neben dem Workout habe ich auch echt etwas Neues dazugelernt.“
  • „Hey, können wir noch ein Foto zusammen für Instagram machen?“
  • „Der Trainer hat genau gewusst, was ich wollte …!“
  • „Ich habe mich total wohl gefühlt!“
  • „Das ist mein Ding, das will ich auch!“

Einige Trainer haben diese Sätze schon mal gehört. So klingt Begeisterung und Motivation. So klingen unsere Mitglieder, wenn man „anders“ arbeitet. Ich finde das sehr erstrebenswert und die einzige Art und Weise, wie man langfristig nicht nur Erfolg schafft, sondern ein wertschätzendes und wohlwollendes Trainingsumfeld in dem die Entwicklung der Kunden und der sozialen Kompetenzen im Vordergrund stehen.

Was ist ein Boutique Studio und wie werde ich damit erfolgreich?

 

Zeiteffizientes Training für Frauen 

„Mrs. Sporty“ mit Clubs unter anderem in Deutschland und Italien, „Vivafit“ mit Studios in Portugal, Spanien, Indien und Dubai sowie „Hart for her“ in Holland und „Lady Moving“ in Frankreich verdeutlichen, wie erfolgreich man in diesem Bereich sein kann.

Zeiteffektives Training 

EMS-Ketten wie die „Electro-Body-Center“ in Spanien, „25 Minutes“ und „Bodystreet“ in Deutschland und der Schweiz sind sehr erfolgreich und die Zahl der Studios steigt stetig. Aber auch das Konzept „Fit 20“ ist mit 53 Studios in Holland sehr erfolgreich. Hier kann in Straßenkleidung und Straßenschuhen trainiert werden. Die Workouts dauern lediglich 15 Minuten.

Boutique Studio: Angebot auf Bedürfnisse der Zielgruppe ausrichten

Story telling ist das A und O

Kreieren Sie eine mitreißende Geschichte und schneidern Sie diese der Zielgruppe genau auf den „sportlichen Leib“. Das muss nicht unbedingt durch den Inhalt der jeweiligen Stunde passieren, wie das Beispiel „SoulCycle“ beweist. Hier bucht man als Kunde eher die Persönlichkeit des Trainers als die Class an sich. Hier werden die Kurse so benannt wie der Coach, der sie unterrichtet. Wenn Mitglieder auf den Stundenplan klicken, sehen sie das persönliche Profil des Trainers inklusive dessen Historie, seiner aktuellen Musikauswahl sowie Kontaktmöglichkeiten. Hier stehen eindeutig der Trainer und seine Qualifikation im Mittelpunkt.

Programming – hier wird nichts mehr dem Zufall überlassen

Eine weiterer, wichtiger Faktor ist das High-Quality-Programming. Schlecht ausgebildete Trainer die die Erreichung der Trainingsziele der Mitglieder nicht gewährleisten können, werden im Boutige Gym Sektor immer weniger. Perfektes Programming mit vorgegebenen Zielen und regelmäßigen „Leistungstests“ steigern die Motivation.

Fast and Furios & Leg Burn

Emotionalisierende Namen befriedigen die unterschiedlichsten Bedürfnisse der Spinning-Fans präzise. Es reicht heute nicht mehr, eine Cycling-Stunde mit den Namen „Level 1, 2 und 3“ zu benennen. Spezifische Inhalte mit klangvollen, emotionalen Namen ziehen mehr. Gerade Fitnessfans möchten präzise wissen, was sich hinter dem Stundeninhalt verbirgt. „12 Hill Sprints“, „Fast and Furious“, „Leg Burn“ usw. sind mögliche Beispiele. Ebenso empfehlenswert ist, eine neue Geschichte zu erfinden bzw. eine alte weiterzuentwickeln. Als perfektes Beispiel hierfür dient „Soul Bands“. Das Konzept: Über den Bikes hängen jeweils zwei Bänder von der Decke herab. Cycling wird mit einem Oberkörperworkout kombiniert und erhält so eine weitere Dimension.

Sie fragen sich, ob man das braucht? Das entscheiden die Mitglieder und der Erfolg

Aus Mitgliedern eine Community machen

Eine Club-Community aufzubauen ist von großer Bedeutung. Dabei meine ich nicht eine Gruppe Menschen, die sich zum BBP-Kurs treffen. Es geht um eine Gruppe von Enthusiasten, die zusammenkommen, um etwas zu erleben. Helfen Sie Ihren Mitgliedern, dass sie sich als Teil des „großen Ganzen“ fühlen. Geben Sie ihnen Identifikationsmöglichkeiten.

Jeder Hype hat seine eigene Kleidung

In den 1980ern war es die Jane-Fonda-Optik, in den 1990ern waren es die Hip-Hop-Klamotten, später folgte der Zumba-Look und heute hat z.B. die CrossFit-Community ihren eigenen Look. Innerhalb der Gruppen und der Workouts steht die gegenseitige Motivation ganz oben. Es gibt keinen Verlierer, jeder wird von allen bis zum Schluss motiviert und unterstützt, sodass das Zusammengehörigkeitsgefühl wächst.

Fazit

Boutique Studio haben eines gemeinsam: die Ergebnisorientierung. Jedes Mitglied wird gefördert und extrem wertgeschätzt. Man wird immer mit Namen angesprochen, den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend individuell gecoacht und es werden Lösungen und Optimierungen in der Trainingsroutine eingebaut. Die Community schweißt zusammen und die Trainingserlebnisse motivieren die Teilnehmer.

Marc Rohde

Über den Autor

Marc Rohde

Mein Name ist Marc Rohde. Ich bin 1974 in Münster geboren. Nach München, Berlin und Köln habe ich Hamburg entdeckt und lieben gelernt. Seit 2004 lebe und arbeite ich hier als Coach, Autor und Trainer. Meine Passion ist der Sport mit allen Komponenten.